𝐆𝐞𝐦𝐞𝐢𝐧𝐬𝐚𝐦𝐞𝐬 𝐏𝐨𝐬𝐢𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬𝐩𝐚𝐩𝐢𝐞𝐫 der Bundesverbände für Tierhaltung, Tierzucht, Tierhandel, Artenschutz und Tierärzteschaft
Für mehr Tierwohl und Tierschutz in Deutschland
Im Einsatz für das Wohl der Tiere haben sich 42 Verbände aus Tierhaltung, Tierzucht, Tierhandel, Artenschutz und Tierärzteschaft für ein Positionspapier zusammengeschlossen. Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) fordert in dem Papier eine praxisnahe und wissenschaftlich basierte Überarbeitung des deutschen Tierschutzgesetzes. Das Wohl der Tiere muss im Mittelpunkt stehen und zugleich muss das Gesetz den Tierhaltern klare, umsetzbare Regeln bieten.
Die unterzeichnenden Verbände sind eine Allianz von Bundesverbänden für Tierhaltung, Tierzucht, Tierhandel, Artenschutz und Tierärzteschaft und stehen für eine sachkundige und wertschätzende Haltung und Zucht von Tieren in Deutschland. Wir repräsentieren hunderttausende Mitglieder, die Millionen von Tieren in ihrer Obhut pflegen oder kurieren. Durch die Gemeinschaft in unseren Verbänden verfügen wir über jahrzehntelange, praktische Erfahrung und Expertise in der Tierhaltung, im Tierschutz und auch im Schutz der Biodiversität.
Die Verantwortung für das Tier und dessen Wohlbefinden steht für uns an erster Stelle. Wir sind der Überzeugung, dass für uns Menschen reale Erfahrungen mit Tieren eine positive Auswirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen, auf die individuelle Zufriedenheit sowie für das soziale Miteinander haben können. Die Freude des Menschen am Beobachten und Zusammenleben mit Tieren lässt sich gut mit der Erfüllung der Bedürfnisse der Tiere vereinbaren.
Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der Menschen die unterschiedlichsten Tierarten erleben, halten oder züchten können – und dabei in höchstem Maße sachkundig, respekt- und verantwortungsvoll mit den Tieren umgehen. Damit wirken wir einer weiteren Entfremdung von Mensch und Tier entgegen. Wir setzen uns für eine gesellschaftliche und politische Ermöglichungskultur in Deutschland ein, um die sachkundige, bedürfnisgemäße und fürsorgliche Haltung und Zucht von Haus-, Heim-, Wild- und Nutztieren in menschlicher Obhut zu erhalten und zu fördern. Wir folgen dem Konzept des pathozentrischen, unteilbaren Tierschutzes und leiten Tierschutzrelevanz aus der Empfindsamkeit und Leidensfähigkeit der Tiere ab. Somit kommt es allein darauf an, ob das Tier verantwortungsbewusst und seinen Bedürfnissen entsprechend gehalten und gepflegt wird. Entsprechend lehnen wir eine sogenannte Positivliste ab. Diese trägt nicht zur Verbesserung des Tierschutzes bei, wie bereits die EXOPET-Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft schlussfolgert. Auch sprechen vielfältige juristische Gründe gegen die Einführung einer solchen Liste.
Bezüglich der aktuellen Überarbeitung des deutschen Tierschutzgesetzes merken wir an:
Wir begrüßen die Novellierung grundsätzlich und besonders im Hinblick auf die Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Erkenntnisse. Neben der Notwendigkeit rechtlicher Änderungen ist es auch Realität, dass Tierschutzprobleme in den unterschiedlichen Haltungsformen durch einen mangelnden Vollzug, in erster Linie durch mangelnde Personalressourcen, bereits bestehender Gesetze und Verordnungen zustande kommen.
Wir unterstützen, dass die Bundesregierung im aktuellen Gesetzesentwurf pragmatische und lösungsorientierte Gesetzesänderungen vorschlägt, die auf wissenschaftlicher Evidenz und Sachargumenten basieren und die in der nachfolgenden Praxis kontrollierbar und vollziehbar sind. Hierzu ist aus unserer Sicht ein Ausbau der fachkundigen, finanziellen und personellen Kapazitäten in den zuständigen Behörden unumgänglich.
Im Zuge der Novellierung des Tierschutzgesetzes möchten wir zudem für eine zeitnahe Aktualisierung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des TierSchG (AVV, derzeit aus dem Jahr 2000) werben, um bei Behörden und Tierhaltern für weitergehende Rechtssicherheit und einheitlichen Vollzug zu sorgen.
Die unterzeichnenden Organisationen bieten hierfür gerne ihre Expertise an und stehen für weitere Rückfragen zur Verfügung.